TAVT-Spezifika

TAVT – Tübinger Akademie für Verhaltenstherapie gGmbH

TAVT-Spezifika

Die offiziellen Richtlinien sind für alle Ausbildungsinstitute gleich. Dennoch gibt es Charakteristika, bei denen sich Institute auch unterscheiden. Nach vielen Jahren Erfahrung mit der Ausbildung sind uns folgende Prinzipien wichtig geworden:

Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis, Medizin und Psychologie

In einer Psychotherapieausbildung sind scheinbar gegensätzliche Perspektiven fruchtbar zu verbinden:
Wenn Forschung und Versorgung (Praxis) aufeinander bezogen werden, kann geprüft werden, welchen (oft sehr großen) praktischen Nutzen wissenschaftliche Ergebnisse und Theorien haben. Dies gilt auch interdisziplinär für die beiden Fächer der Medizin und der Psychologie mit ihren jeweiligen Teildisziplinen.
Verhaltenstherapie ist nicht mehr reduzierbar auf die Anwendung der klassischen Lerntheorien, sondern stützt sich auf die gesamte Forschung der beiden Fächer.
Letztlich sind es aber nicht die Ideologien oder Theorien, die wirksam sind, sondern das konkrete Verhalten und Vorgehen von Therapeut*innen.

Promotion und Approbation

Die TAVT ist besonders bemüht, Teilnehmer*innen dabei zu unterstützen, die Ziele der Promotion und Approbation zu verbinden.

Seminarausbildung

Die Ausbildung findet in festen Seminargruppen statt. Diese werden von Mentor*innen betreut.
Rollenspiele zu therapeutischen Verfahren und Simulationen interessanter Therapiesituationen spielen in den Seminaren eine große Rolle. Dies ist nur möglich, wenn grundsätzlich ein wohlwollendes, fehlerfreundliches und unterstützendes Gruppenklima entwickelt wird.
Für das persönliche Lernen des Einzelnen stellt die Arbeitsatmosphäre in der Gruppe eine wichtige Bedingung dar. Teilnehmer*innen bringen unterschiedliche Kompetenzen und Erfahrungen mit und können viel voneinander lernen.

Selbsterfahrung im Gruppen- und Einzelrahmen

In der TAVT werden wenigstens 30 Stunden Einzelselbsterfahrung verlangt.
Ziel der Selbsterfahrung ist die Auseinandersetzung mit eigenen, biografisch begründeten kognitiv-emotionalen und interaktionellen Schemata. Dies ist nötig, um Beziehungsmuster von Patient*innen sicherer beurteilen zu können, um die Wirkung eigener Verhaltensstile auf Andere besser einschätzen zu können und um eigene Stärken und Schwächen klarer zu sehen.
Auch wenn alle Ausbildungsteile Anteile an Selbsterfahrung enthalten, ist doch ein eigener, geschützter Rahmen notwendig, der nicht durch andere Abhängigkeiten beeinflusst ist. Daher ist es auch nicht möglich, gleichzeitig bei einem*r Lehrtherapeut*in Supervision und Selbsterfahrung in Anspruch zu nehmen.
Selbsterfahrungsgruppen werden in der Regel im ersten Jahr im Umfang von 90 Stunden besucht. In der Einzelselbsterfahrung, die von Teilnehmer*innen selbstorganisiert wird (30 Stunden) können persönliche Themen dann besser vertieft werden. Hierfür kommen alle mit der TAVT kooperierenden Supervisor*innen in Frage.

Integrierte Vermittlung von Grundlagen und Anwendungswissen

Bei der TAVT wird darauf verzichtet, zu Beginn ausschließlich die vorgeschriebenen 200 Stunden Grundlagen der Psychotherapie zu wiederholen, um erst dann zur praktischen Vertiefung zu wechseln. Vielmehr ist uns wichtig, die Grundlagen und Praxis aufeinander zu beziehen. Daher sind viele Seminare störungsspezifisch orientiert.

Schwerpunktthemen

Die Semester haben inhaltliche Schwerpunkte, die exemplarisch ausführlicher bearbeitet werden. Zu Semesterbeginn werden meist praxisnahe störungsspezifische Blockveranstaltungen abgehalten. Im Semester folgen dann Vertiefungsveranstaltungen. Diese bieten dann die Gelegenheit, dass Teilnehmer*innen ihre Erfahrungen, die sie zwischendurch mit Patient*innen gesammelt haben, in die Seminare einbringen und Diskussionen anstoßen können.

Verschiebung der Gewichte

In der ersten Hälfte der Ausbildung an der TAVT bilden Seminare, Selbsterfahrung und Praktika die Schwerpunkte. In der zweiten Hälfte treten eigene Behandlungen unter Supervision in den Vordergrund.

Offenheit und Flexibilität

Die Stärke der Verhaltenstherapie war und ist ihre Bereitschaft, Lieblingshypothesen einer kritischen Überprüfung zu unterziehen und gelegentlich zu verwerfen. Dies gilt für die wissenschaftliche Entwicklung genauso wie für Arbeit mit dem einzelnen Patient*innen. Diese selbstkritische Offenheit und Lernbereitschaft erlaubt es auch, sich mit den störungsspezifischen positiven Befunden anderer Therapieschulen auseinanderzusetzen.
Auszubildende lernen Dozent*innen und Supervisor*innen mit verschiedenen Persönlichkeiten, Stilen und Positionen kennen. Dies soll es erleichtern, einen eigenen Stil und eine eigene Therapeut*innenpersönlichkeit zu entwickeln und trotzdem einen klaren Bezug zur Wissenschaftlichkeit und zu kompetenten Vorbildern zu bewahren.